Besten Dank an Klaus69, der sich die Mühe
gemacht hat, den folgenden Artikel über die verschiedenen Reifenpaarungen zu
schreiben!!! Sollte noch jemand ergänzende Worte haben bzw. brauchbare
Erfahrungen mit einem der beschriebenen Reifen haben, so schicke er mir doch
bitte eine Mail!
Hi all,
da hier im Forum immer wieder das Thema Reifen angesprochen wird, hab` ich mal
versucht ein paar Informationen über die aktuellen Sport- und Supersportreifen
zusammen zu tragen.
Dabei handelt es sich zum Teil um selbst
gemachte Erfahrungen und zum Teil um Beiträge aus verschiedenen Zeitungen. Diese
beziehen sich zum Teil nicht auf Tests mit der ZXR, sind aber zumindest von der
Tendenz übertragbar. Ich werde versuchen die Quellen mit anzuführen, bzw. darauf
hin zu weisen wo es sich um eigene Erfahrungen/ Erkenntnisse aus eigenen
Gesprächen mit Fachleuten handelt. Entschuldigt bitte, wenn ich zum Teil bei
Adam und Eva anfange, aber so bietet dieser Text vielleicht auch Leuten mit
etwas weniger Vorwissen einen guten Einstieg....
Fangen wir erst mal beim Thema Nr. 1 an: Luftdruck
Auf diesem Gebiet gibt es sehr unterschiedliche Meinungen, und den Stein der
Weisen kann ich Euch hier ganz sicher auch nicht bieten. Aber einige
Grundlegende Überlegungen helfen vielleicht weiter:
Erst mal ist zu beachten dass der Luftdruck bei kalten Reifen zu prüfen ist. Ich
weiß dass klingt banal, aber ich hab's schon oft anders gesehen...
Jetzt kommt die entscheidende Frage: Was ist überhaupt der "richtige" Luftdruck?
Da gibt`s einmal die Angabe vom Werk die aus Sicherheitsgründen für eine
maximale Belastung (Voll gepackt und Vollgas auf der Autobahn)ausgelegt ist.
Sind die Hersteller eigentlich Hellseher, dass deren Angabe bei JEDEM
freigegebenen Reifentyp passt? Sicher nicht! Also mal schnell in einer Tabelle
vom jeweiligen Reifenhersteller nachgeschaut. Der Wert ist meistens gleich, aber
eben nicht immer.
Auch dieser Wert gilt für maximale Belastung. Warum? Der Reifen muss bei hohem
Luftdruck einfach nicht so viel Walkarbeit übernehmen und wird nicht so warm.
Also bekommen wir weniger Verschleiß. Stellt sich allerdings die Frage wie das
dann für die Landstraße (nur Fahrer ohne Gepäck und langsamer) und die
Hausstrecke passt...
Meistens ist es ganz sinnvoll wenn man einen etwas niedrigeren Luftdruck (ca.
0,1 - 0,2bar) Luftdruck wählt. Die Erklärung ist einfach: Der Reifen kommt
schneller auf Temperatur und entwickelt seinen vollen Grip. Das geht zwar etwas
zu Lasten der Haltbarkeit und Stabilität, ist aber im Vergleich zu `nem Abflug
sicher billiger.
Auf der Rennstrecke gelten wesentlich
niedrigere Werte als optimal. Da ich dort aber nicht zu Hause bin, wär`s nett
wenn sich einer der dort erfahrenen ZXRler dazu auslässt... Vielleicht kann
derjenige auch was dazu sagen welche Rückschlüsse man aus dem Verschleißbild auf
sein Fahrwerkssetup ziehen kann.
Direkt nach der Montage haben die Reifen noch eine sehr rutschige Oberfläche
(Trennmittel für die Form beim vulkanisieren). Deshalb bekommt man vom
Reifenhändler meist den Tipp mit auf den Weg es die ersten 50Km langsam angehen
zu lassen. Dafür diesen Tipp zu befolgen spricht noch ein weiterer guter Grund:
Es wurde eine Montagepaste auf den Teil der Reifen aufgetragen der an der Felge
anliegt damit der Reifen leichter über das Felgenhorn rutscht.
Wird direkt nach der Montage stark
beschleunigt/gebremst passt die Position der Wuchtgewichte nicht mehr... Aber
noch mal zurück zu dem Trennmittel auf der Lauffläche. Es gibt verschiedene Wege
um es schnellstmöglich loszuwerden:
1. Bremsenreiniger in einen Lappen sprühen und damit über die Lauffläche
wischen.
2. Mit feinem Schleifpapier die Lauffläche anschleifen (Im Prinzip genau das was
auf der Straße passiert).
Ich persönlich fahre einfach verhalten kurvige Landstrasse und fahre ohne viel
Zug um die Ecken. Dabei steigere ich gemächlich das Tempo und damit die
Schräglage. Bisher hatte ich mit dieser Methode auch mit reifen die für Ihre
Trennschicht berühmt/berüchtigt sind keine Probleme...
Reifengrößen
Allgemein wird gesagt, dass 190er Reifen unhandlicher sind als 180er und auch
durch ein
größeres Aufstellmoment in der Kurve auffallen. Außerdem muss man sich bei
gleichem Tempo mit einem breiteren Reifen weiter in die Kurve legen als mit
einem schmaleren. Dafür gibt`s aber mehr Grip...
Ich denke der wichtigste Punkt in diesem
Zusammenhang ist, dass 180er Reifen für 5 1/2 Zoll Felgen konstruiert sind und
190er für 6 Zoll Felgen. Die Reifen funktionieren wohl auch auf der jeweils
anderen Reifengröße, aber eben nicht optimal...
Jetzt aber endlich zu dem eigentlichen Thema
dieses kleinen Artikels: Die verschiedenen Reifentypen! Zuerst möchte ich die
verschiedenen Sportreifen untereinander vergleichen. Sie sind für den
Landstraßenbetrieb wohl das Optimum, haben aber einen ordentlichen Verschleiß.
Je nach Fahrweise ist meist nach 4-6000Km (Landstraße) Schluss mit lustig. Dafür
haben sie ordentlichen Grip und sind auf gute Handlichkeit ausgelegt.
SPORTREIFEN
Avon 49/50 SP
Diese Reifen sind dieses Jahr neu auf den Markt gekommen und gelten als gute
Landstraßenreifen mit ordentlichem Grip. Über Lenkpräzision/Handling/Dämpfung
liegen mir leider keine Informationen vor. Ich meine aber im Forum einen
positiven Kommentar zu diesen Reifen gelesen zu haben.
Bridgestone BT10/11
Ich hab die BT10/11 selbst auf meiner offenen L ausprobiert und wahr ziemlich
begeistert. Der Reifen ist sehr handlich und Zielgenau und lenkt sich sehr
harmonisch ein. Gleichzeitig hat er eine super Dämpfung, so dass ich keine
Probleme mit Kickback hatte. Der Kaltgrip reicht für zügiges dahinrollen. Heiß
reicht er für die Landstraße meist aus. Wenn der BT10 ins rutschen kommt
(2.Gang, große Schräglage und dann bei ca. 8000 U/min voll beschleunigt... oder
im Nassen) ist das gut kontrollierbar. Die Aufstellneigung beim Bremsen in
Schräglage ist angenehm gering. Freigaben gibt`s gratis direkt bei Bridgestone.
Dunlop D208 (keine Ahnung ob`s Freigaben gibt!)
Der D208 gilt laut einem Test in der Zeitung Motorrad (12/2002 als 190er auf
GSXR1000) als sehr handlicher Reifen mit prima Handling und Lenkpräzision und
viel Grip (trocken und Nass). Der breite Grenzbereich kündigt sich durch pumpen
gut an. Der einzige echte Nachteil an diesem Reifen ist wohl sein starkes
Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage. Ob das so auch an unseren ZXR
auftritt müsste man dann noch selbst ausprobieren...
Metzeler Sportec M1
Der Sportec M1 gilt als handlicher Reifen mit hoher Lenkpräzision und guten
Dämpfungseigenschaften. Darüber hinaus bietet er im trockenen einen super Grip
und ist auch im nassen diesbezüglich sehr gut. Entgegen der bisherigen
Produktphilosophie von Pirelli/Metzeler gibt es keinen baugleichen Reifen mit
anderem Profil von Pirelli! Allerdings liegen diese Reifen im Vergleich zu BT10
und Pilot Sport mit einer Laufleistung von ca. 4500Km nicht ganz so gut da. Dass
der Reifen für die Landstraße Referenz ist zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass
Motorrad (12/2002 Masterbike)) diesen Reifen zum Supersportler-Vergleich (600 -
1000ccm) auf der Rennstrecke aufzog und damit 2,5 Sekunden schneller waren als
der bisherige Rundenrekord in der 600er Supersport-Klasse... Das wird der
nächste Reifen den ich ausprobiere! Freigaben für die L gibt`s gratis von
Metzeler!
Michelin Pilot Sport
Der Pilot Sport ist mein aktueller Reifen. Er ist handlicher als der BT10 (den
ich direkt davor gefahren habe), aber fährt sich nicht ganz so homogen wie der
BT10. Außerdem sollte man in Schräglage nicht Bremsen, denn das Aufstellmoment
ist doch recht groß. Mit der Zielgenauigkeit bin ich ebenso zufrieden wie mit
dem trocken/nass Grip (solange der Reifen relativ neu ist).Über den Grenzbereich
kann ich aus eigener Erfahrung wenig sagen, da ich Ihn bisher noch nicht
erreicht habe. Von Fahrern die auch auf der Rennstrecke unterwegs sind wurde mir
mehrfach gesagt der Grenzbereich sei sehr schmal und würde sich nicht
ankündigen. Ähnliches hatte ich mit dem ersten Satz erlebt. Es gab einige
merkwürdige Rutscher mit warmen (nicht heiß!) Reifen bei halber Schräglage und
relativ wenig Schub. Das dumme daran: Die Rutscher kamen vollkommen unerwartet
und haben sich nicht angekündigt. Als die Reifen ziemlich fertig waren hatte ich
ähnliche Erlebnisse am Vorderrad. Außerdem hatte sich das Fahrverhalten stark
verschlechtert. Mit dem 2ten Satz herrscht bis jetzt eitel Sonnenschein.
Freigaben gibt`s gratis von Michelin.
Pirelli MTR21/22 EVO
Diese Pirellis kann man fast als die eierlegende Wollmilchsau bezeichnen. Sie
sind sehr handlich und bieten ordentlichen Grip (PS Sport-Motorrad Katalog) und
eine ordentliche Dämpfung die auch nervöse Fahrwerke ruhig stellt. Der
Grenzbereich kündigt sich durch pumpen gut erkennbar an. Allerdings (eigene
Erfahrung auf FZR1000) ist die Lenkpräzision nicht so gut wie zum Beispiel beim
BT10. Der Nassgrip ist meiner Meinung nach nicht gerade berauschend. Der
MTR21/22 EVO entspricht meines Wissens vom Aufbau dem Metzeler ME Z3 der
allerdings ein anderes Profilbild hat und etwas unhandlicher wirkt. Dafür bietet
dieser eine etwas bessere Kurvenstabilität.
SUPERSPORT-REIFEN
Jetzt wird’s heftig. Es geht um die neue Generation der Supersportreifen... Hier
handelt es sich um Rennstrecken taugliche Reifen die zum Teil nur deshalb
eintragungsfähig sind weil das in bestimmten Rennklassen Voraussetzung für den
Einsatz ist! Oft ist die Straßenzulassung auch an bestimmte Gummimischungen
gebunden. Also: Vorsicht! Dementsprechend hoch ist der Verschleiß und das
Kaltlaufverhalten ist teilweise, gelinde gesagt, kapriziös... Meiner
persönlichen Meinung nach gehören diese Reifen nur auf die Rennstrecke.
Bridgestone BT12SS
Der BT 12SS ist der Nachfolger des BT 56SS und hat viele seiner positiven
Eigenschaften geerbt. Das fängt schon bei den guten Kaltlaufeigenschaften an,
und hört bei der guten Handlichkeit nicht auf. Bridgestone hat sich bei diesem
Reifen mal wieder was neues einfallen lassen und hat den 2. Gürtel in der Mitte
der Lauffläche unterbrochen um guten Geradeauslauf mit genügend Stabilität in
der Kurve zu kombinieren. Dies scheint auch gelungen zu sein.
In der MO 7/2002 wurde der Reifen auf einer aktuellen ZX9R auf der Rennstrecke
gefahren und die Tester waren von der Handlichkeit bei Tempo 200 angenehm
überrascht. Das sich dann auch Haarnadelkurven mit wenig Kraftaufwand fahren
ließen scheint nur logisch. Und das ganze bei guter Kurvenstabilität die nicht
unbedingt zu den Stärken des Vorgängers gehörte. Bewusste Versuche Kickback zu
verursachen sind kläglich gescheitert, also auch hier nur gutes. Die einzige
Schwäche die sich zeigte war ein empfindliches reagieren auf
Fahrbahnmarkierungen und Rillen in Fahrtrichtung. Das Verschleißverhalten
scheint dafür sehr gut zu sein.
Leider kann ich Euch jetzt nicht mit KM Angaben dienen, aber der Reifen wurde
als überraschend Verschleißfest geschildert. Zudem hat der BT 12SS eine
Profilgestaltung die darauf hoffen lässt das man auch wenn die Fahrbahn nicht
staubtrocken ist noch auf Grip hoffen darf... Es zieht sich auch bis auf die
Reifenschulter. Den Grip im warmen Zustand auf trockener Piste haben die Tester
übrigens als Vorbildlich beschrieben. Als Luftdruck wurde vorne mit 2,3 und
hinten mit 2,5 Bar gefahren.
Dunlop D207 RR
Zum D207 RR kann ich Euch leider nicht sehr viel verraten. Im Grunde handelt es
sich dabei wohl um eine verstärkte Version des D207GP und soll auch dessen gute
Kaltlaufeigenschaften geerbt haben. Darüber hinaus fällt der D207RR bei nasser
Fahrbahn durch guten Grip auf. Er soll sehr handlich sein und guten Grip
liefern. Leider wird einem die
Freude an diesem Reifen von einem ziemlich ausgeprägten Aufstellmoment
verdorben. Darüber hinaus werden Fahrer dieses Reifens aufgrund des selbst für
Supersport Reifens hohen Verschleiß wohl gute Freunde des Reifendienstes
werden...
Dunlop D208 GP
Die D208 Reihe soll die D207 ablösen. Da aber noch beide Reifentypen angeboten
werden hab` ich beschlossen auch zu beiden was zu schreiben. Hier haben wir es
mit der Rennversion des D208 zu tun. Dieser zeichnet sich durch super Kaltgrip
und extremes Handling aus. Den D208GP bekommt man wie zum Beispiel die Pilot
Race oder Metzeler Rennsport in verschiedenen Gummimischungen. Wie gut der
Reifen auf feuchter (nicht nasser) Piste funktioniert kann man wohl an der
Tatsache sehen, dass er unter diesen Bedingungen auch schon auf Superbikes
gefahren wurde die normalerweise mit Slicks unterwegs sind...
Metzeler Rennsport
Der Metzeler Rennsport ist ein sehr gutmütiger Supersportreifen der einem auch
im kalten Zustand das Gefühl sicheren Grips vermittelt. Er ist relativ handlich
und bietet gleichzeitig gute Kurvenstabilität. Ihn gibt es in 3 verschiedenen
Gummimischungen. Wobei die RS2 Mischung (mittlere Mischung) als gute Basis zu
verstehen ist. Im nassen würde ich Ihn allerdings nicht einsetzen, denn bei dem
Rennsport ist die Reifenschulter am Hinterrad Profillos. Der Rennsport ist bis
auf das Profil Baugleich mit dem MTR 21/22 Supercorsa von Pirelli, bietet aber
nicht ganz dessen Handlichkeit. Dieses Manko gleicht er durch bessere
Kurvenstabilität aus.
Michelin Pilot Race 2
Der Pilot Race2 hat von seinem Vorgänger den super Grip im warmen Zustand und
auch das spielerische Handling geerbt. Das fast schon gefährliche
Kaltlaufverhalten und den engen Grenzbereich glücklicherweise nicht. Ein
Kurztest in der PS 6/2002 stellte zusätzlich heraus, das der Verschleiß in
Ordnung ist. Selbst nach 290 KM auf der Rennstrecke (am Stück) war der Reifen in
der mittleren [M2] noch zu gebrauchen. Der Fahrer nicht mehr... wenn ich mir das
Profil betrachte (ich bin mir nicht sicher ob man das noch so nennen darf) würde
ich bei feuchter Strecke oder einsetzendem Regen vermutlich nur noch ausrollen
und in Sitzstreik treten.
Pirelli Supercorsa
Der Supercorsa ist ein bisschen handlicher als der Metzeler Rennsport, bietet
aber nicht ganz dessen Kurvenstabillität. Er ist ein sehr gutmütiger
Supersportreifen der auch im kalten Zustand das Gefühl sicheren Grips bietet. Es
gibt 3 verschiedenen Gummimischungen. Wobei es im Gegensatz zum Metzeler keine
zulassungsfähige Variante gibt. Im nassen würde ich Ihn allerdings nicht
einsetzen, denn der Supercorsa ist auf der Reifenschulter am Hinterrad
Profillos. Er ist bis auf das Profil Baugleich mit dem Metzeler Rennsport,
bietet aber nicht ganz dessen Kurvenstabilität.
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