Einbau eines ZX9R-Motors

 

Motorrad:
ZXR 750 R (ZX750K) Baujahr 1992,
21.000km, Originalzustand,
offen (94kW),
Verkleidung nach leichtem Sturz nachlackiert (Kratzer)

Motor:
Kawa ZX9R,
BJ 1997,
lt. Händler 10700 km gelaufen.

Vorab erstmal die besten Grüße an Guido und Baumi von der ZXR750-Page sowie vor allem an meinen Kumpel Grube für die tatkräftige Hilfe über die Feiertage.

Der Umbau an sich ist eigentlich nichts besonderes. Nach langem Überlegen und nach mehrmaliger Rücksprache mit unseren Herren in Blau (TÜV Amberg), die mir zusicherten, den Umbau für ca. 180-200 DM einzutragen, entschloß ich mich, das Projekt über die Feiertage in Angriff zu nehmen.Besonderes Werkzeug ist nicht nötig (vernünftiges Werkzeug ist sowieso Voraussetzung). Erwähnenswert ist vielleicht ein 14er Imbus und ein MotoCross-Motorradständer sowie eine Möglichkeit, den Bock vorne und hinten aufzubocken. Nachdem die Verkleidung und der Tank sowie die Vergaser und der Luftfilterkasten weg sind, kann das Kühlwasser und das Öl abgelassen werden.

Beim Kühler- und Krümmerabbau kann man sowieso nichts falsch machen. Die Vergaser hängt man am besten mit Kabelbindern hoch. Am einfachsten ist es, an der Ritzelabdeckung die 2 M6er Schrauben aufzumachen und den Kupplungsgeberzylinder einfach herauszuziehen. Die Kabelstecker für die LiMa und den Anlasser abstecken und die Kette aushängen. (am besten Seitendeckel wegbauen und das Ritzel abziehen.) Als erstes sind die 2 Motorhalterungen am Rahmen links und rechts vorne aufzumachen (einfach Schraube lösen und die Gewindespindel bis zum Anschlag zurückdrehen). Ein Montagebock für MotoCross ist nicht schlecht, um den Motor abzustützen, sobald die hintere obere Motorhalterung aufgemacht wird. Anschließend die Gewindespindel wieder ganz zurückdrehen. Sobald die untere Motorhalterung geöffnet wird, müßte der Motor bereits leicht nach vorne kippen. An meinem Bock habe ich die Ansaugstutzen noch tauschen müssen, damit die Flachschieber der Doppel-R wieder gepasst haben. Die Verkleidungshalterung kann auch noch getauscht werden, wenn der 9er Motor schon wieder drin ist, da man zu Zweit sowieso schon genug damit zu tun hat, den Motor unter den Rahmen zu heben, aufzuheben und den Montagebock darunterzuschieben. Am einfachsten ist es, den Motor an der untereren hinteren Motorhalterung festzumachen und hochzukippen. Das Problem ist, daß der 9er Motor etwas höher ist als der 750er.

Dadurch muß man die vordere linke Motorhalterung sowie die Ölsteigleitung für die Nockenwellen etwas anschleifen (aber vorsichtig!). Am einfachsten ist es, die Gewindespindel rauszudrehen, den Rahmen leicht abzuschleifen, Gewindespindel reindrehen, den Kugelkopf darüberzuheben und die Spindel wieder herauszudrehen. Ist die hintere obere Motorschraube drin und der Motor mit den Gewindespindeln fixiert, sehen die vorderen Motorhalterungen etwa so aus wie im Foto links.

Dadurch muß man die vordere linke Motorhalterung sowie die Ölsteigleitung für die Nockenwellen etwas anschleifen (aber vorsichtig!). Am einfachsten ist es, die Gewindespindel rauszudrehen, den Rahmen leicht abzuschleifen, Gewindespindel reindrehen, den Kugelkopf darüberzuheben und die Spindel wieder herauszudrehen. Ist die hintere obere Motorschraube drin und der Motor mit den Gewindespindeln fixiert, sehen die vorderen Motorhalterungen etwa so aus wie auf den beiden folgenden Fotos:

Am einfachsten ist es, mit einem 12er Bohrer das Loch am Motorblock leicht zu weiten, den Motor gerade zu fixieren, die Schrauben mit Loctite einzuschmieren und anzuziehen. Die Kontermuttern der Spindeln zieht man am einfachsten mit einem kleinen Flexschlüssel an (etwas Loctite schadet nie und viel hilft viel (Originalzitat Grube)). Am einfachsten ist es, die beiden Deckel am Zylinderkopfdeckel blind zu machen, indem man eine Elastomereplatte zuschneidet und mit in den Deckel legt. Wichtig ist nur, daß die Platte so dick ist, daß sie dicht anliegt, wenn die Schrauben angezogen werden. Das Zusammenbauen (Krümmer, Kühler, Vergaser, Tank) dürfte sowieso kein Problem sein.
Angesprungen und Gelaufen ist sie übrigens gleich und sobald es möglich ist, eine etwas bessere Probefahrt zu machen und vor allem die Flachschieber abzustimmen, melde ich mich noch mal. Sobald ich TÜV habe, kopiere ich den Schein mal. Bis bald Stahli

Die Eintragung lief dann äußerst reibungslos
“War heute beim TÜV und was soll ich sagen? An manchen Tagen ist die Welt sogar in Bayern noch in Ordnung. Nachdem der Dienststellenleiter persönlich meine Kawa inspizierte und den Umbau nicht für gut geheißen hatte, da der Rahmen ja wahrscheinlich nicht für die Mehrleistung ausgelegt sei, rief er den Werkstattmeister bei meinem Kawahändler an, der ihm versicherte, daß der Rahmen mit "läppischen 104 kW noch nicht mal warm wird". Schließlich wollte er von mir eine unterschriebene Bestätigung, daß die Auspuffanlage von der 900er ist (IXIL-Endtopf mit EG-ABE) und die 900er Sekundärübersetzung (16/44) montiert ist, sowie eine Reifenfreigabe von Michelin für TX11 / TX23 auf der ZX9R. Die Freigabe bekam ich kostenlos bei einem beim TÜV benachbarten Reifenhändler, dauerte auch nur ca. 15 Min. Mit der Bemerkung, daß ich bei zukünftigen Reifenwechseln immer die Freigabe für die ZX9R brauche, schickte er mich an die Kasse. Und was war? Nachdem die nette Frau die Daten des 900er Motors in meinen Brief eingetragen hatte, meinte sie zu mir: "107 DM." Nachdem ich sie etwas ungläubig anschaute, meinte Sie zu mir, daß Sie "nichts für die Gebührensätze könne". Scheiße, den Tag heute verdirbt mir niemand mehr!!!!”

Folgende Dokumente zum “ausdrucken und zum TÜV heizen” haben wir nun für Euch bereitgestellt:

So, der Motor ist jetzt eingetragen. Die nächste Frage wäre: “Wieviel Leistung hat sie denn nun?”. Also ab auf den Prüfstand. Dazu folgende Mail von Stahli:
“Wir sind heute mit der (Grund-) Abstimmung meiner Kawa fertig geworden. War nicht ganz so einfach, wie ich dachte, da der Luftfilterkasten der J (oder K) zu klein ist. Haben dann den Ansauggeräuschdämpfer ausgebaut und einen K&N-Filter montiert.
Die Hauptdüsen sind 160er (anstatt 138,5er original), da sie mit der Originalbedüsung der Keihins viel zu mager lief. Das beste wäre ein Luftfilterkasten der 1993er mit Tank, aber das ist mir im Moment zu viel Arbeit.
Zur Leistungkurve muß ich noch sagen, daß ich Idiot zu früh abgeriegelt habe (Die Kurve ist, wie man sieht, noch im Ansteigen), aber dokumentierte 154 PS an der Kupplung und 129 PS am Hinterrad sind ja auch schon was (mit legalem ABE-Endtopf !). Werde mal schauen, ob ich das Steuergerät der 9er nicht doch noch einbaue, da das mit dem Begrenzer nicht ganz einfach ist, da ja der Drehzahlmesser ca. 1700 Touren vorausgeht (!). Die Drehzahl auf dem Diagramm wurde übrigens direkt an der Zündung abgenommen.
Mein Spezi meinte, daß mit dem Luftfilterkasten der L-Modelle und meinem Micron Race noch ca. 6-8 PS zu holen wären, aber mein nächster Umbau werden erst mal meine Gabelsimmerringe, ich glaube, denen ist das Streusalz nicht so gut bekommen. Die Keihins bringen am 9er Motor bei sauberer Abstimmung ca. 8 Pferde mehr, dafür ist im mittleren Drehzahlbereich ein kleines Leistungsloch, das daher kommt, daß sie sich noch ganz leicht beim voll aufziehen verschluckt.
Gefahren bin ich heute auch schon ca. 300 km, aber bei diesem Scheißwetter sind auf der Straße mehr als 260 lt. Tacho, einfach nicht drin. Weiterziehen würde sie allerdings noch ziemlich satt, was doch Hoffnung macht. Aber das Drehmoment und vor allem der Antritt bei ca. 7500 Umdrehungen sind dafür nur noch geil, mir hätte es heute im 4. Gang auf feuchter Straße fast den Arsch (Hinterrad) weggezogen.”

Dem gibt es wohl nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht ein kleiner Blick auf die Leistungskurve.

Bei weiteren Fragen wendet Euch bitte an das Forum. Dort gibt es einen Bereich, der sich nur mit diesem Umbau befasst und wo viele Fragen beantwortet werden können.